DIE STIFTUNG

UNSERE AUFGABEN

AUS LIEBE ZUM KIND

Früherkennung und Beratung vor der Schwangerschaft:
Prägravide Risiken

Heute liegen die Schwerpunkte zur Vorsorge und Früherkennung von Behinderungen des ungeborenen Kindes auf medizinischen Untersuchungen und Betreuung, sozialer Beratung und sozialmedizinischer Unterstützung der Schwangeren während der Schwangerschaft. Dies sind Maßnahmen der sogenannten sekundären und tertiären Prävention. 

Doch bereits vor einer potentiellen Schwangerschaft können sogenannte prägravide Risiken, die einen negativen Einfluss auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes haben können, identifiziert werden. Durch Information und Beratung der Betroffenen können sie frühzeitig eliminiert und so möglichen Behinderungen und Beeinträchtigungen des ungeborenen Lebens vorgebeugt werden.

Die Stiftung für das behinderte Kind hat mit dem Symposium "Prägravide Risiken - Früherkennung und Beratung vor der Schwangerschaft" den Grundstein für die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Beratung vor einer Schwangerschaft gelegt. 

Auf der Basis der Erkenntnisse dieses Symposiums müssen heute folgende praktische Regeln für die Beratung über prägravide Risiken formuliert werden: 

Ausgangspunkt auch bei einer prägraviden Beratung ist eine Anamneseerhebung und eine allgemeine Untersuchung mit 

  • Blutdruckmessung und Urinuntersuchung auf Eiweiß- und Zuckerausscheidung 
  • Krebsvorsorgeuntersuchung einschließlich zytologischem Zervixabstrich. 

Zahlreiche Befindlichkeiten und Krankheiten, die möglicherweise bei dieser Basisuntersuchung gefunden werden, rufen Empfehlungen für spezielle Einzelsituationen hervor. 

  • Bei uterinen Fehlbildungen muss über eine prägravide operative Therapie gesprochen werden, dabei ist die Datenlage kritisch zu würdigen. Heutige Vorstellungen über beweisbare Therapieergebnisse waren häufig früher nicht anzutreffen.
  • Zweifellos empfiehlt es sich, Diabetikerinnen prägravid streng mit Insulingaben einzustellen. 
  • Auch der Ausgleich einer Schilddrüsenfunktionsstörung vor der Schwangerschaft ist anzuraten.
  • Die Einnahme von Medikamenten sollte auf die medizinisch notwenigen beschränkt werden. In einzelnen Fällen ist ein Wechsel der Medikamente (ACE-Hemmer oder Antiepileptika) oder sogar eine Einnahmepause zu überlegen. Bei diesen speziellen Fragen sollte der Embryopharmakologe gefragt werden. Jedenfalls sollte nach Möglichkeit eine Monotherapie angestrebt werden.

Darüber hinaus sollten einige Regeln auch für die gesunde Frau im gebärfähigen Alter berücksichtigt werden: 

  • Es sollte dringend von Nikotingenuss und Alkoholgenuss abgeraten werden.
  • Kontrolle der immunologischen Abwehr: Erhebung des Rötelnimpfstatus, Untersuchung auf Antikörper gegen Zytomegalie-Virus, Untersuchung auf Antikörper gegen Parvovirus B 19, Bestimmung der Hepatitis B-Marker, Untersuchung auf Antikörper gegen HIV, Untersuchung auf Antikörper gegen Toxoplasmose. 
  • Die Einnahme von 0,4 mg Folsäure pro Tag wird generell allen Frauen im gebärfähigen Alter empfohlen. Frauen, die bereits ein Kind mit neuraler Verschlussstörung geboren haben, sollten 4 mg Folsäure pro Tag perikonzeptionell (4 Wochen vor und 12 Wochen nach der Konzeption) zuführen. 

Eine generelle humangenetische Beratung wird nicht angeraten, diese ist nur bei einem erkannten Risiko für angeborene Störungen indiziert. 

Es ist zu hoffen, dass diese präventiven Gesichtspunkte vermehrt Eingang in Klinik und Praxis finden. Darüber hinaus ergeben sich eine große Zahl wissenschaftlicher Fragestellungen auf dem Gebiet der primären Prävention kindlicher Fehlentwicklungen.

Zum Thema "Prägravide Risiken" erschienen die Veröffentlichungen:

Das vorgeburtliche Wachstum des Kindes Prägung und Schicksal
Joachim W. Dudenhausen
Urban & Vogel, München 2007

Ein ungestörtes vorgeburtliches Wachstum ist eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit des Kindes. Der vorliegende Band fasst die wichtigsten Beiträge eines Symposiums der "Stiftung für das behinderte Kind - Förderung von Vorsorge und Früherkennung" zusammen.

PDF Download

Rauchen in der Schwangerschaft - Häufigkeit, Folgen und Prävention
Joachim W. Dudenhausen
Urban & Vogel, München 2009

Dieses Buch beschreibt die Risiken des aktiven und passiven Rauchens in der Schwangerschaft. Sie reichen von Mangel- und Frühgeburtlichkeit über ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Kindstod und Krebserkrankunegn bis hin zur Intelligenzminderung und Verhaltensauffälligkeiten. Daraus folgen nicht nur Belastungen und individuelles Leid für die Familien, sondern auch hohe sozioökonomische Folgekosten für die Gesellschaft. Ein Rauchstopp ist wünschenswert und möglich: Wege der Prävention und pharmakologische Hilfen müssen angeboten werden.

Mütterliche Adipositas und Gesundheit der Kinder
Prof. Dr. Martin Wabitsch, Uniklinikum für Kinder und Jugendliche Ulm

https://www.rosenfluh.ch/gynaekologie-2020-05/muetterliche-adipositas-und-gesundheit-der-kinder

Adipositas als Risiko in der Perinatalmedizin
Andreas Plagemann, Joachim W. Dudenhausen
Springer, München 2010 

Die wachsende Epidemie der Übergewichtigkeit in unserer Gesellschaft ist ein großes medizinisches Problem geworden, das sowohl wichtige soziale und psychologische Konsequenzen als auch somatische Gesundheitsrisiken zur Folge hat. Etwa 30 Prozent der Frauen im reproduktionsfähigen Alter sind übergewichtig oder sogar adipös. Die Stiftung für das behinderte Kind beschäftigt sich mit den möglichen Folgen: Übergewichtigkeit während der Schwangerschaft hat kritische Konsequenzen für die Fertilität, die mütterliche Gesundheit in der Schwangerschaft, während der Geburt um im Wochenbett sowie entscheidende lebenslange Konsequenzen für das Kind.

Alkohol in der Schwangerschaft Häufigkeit und Folgen
Prof. Renate L. Bergmann; Prof. Hans-Ludwig Spohr, Prof. Joachim W. Dudenhausen (Hrsg)
Urban & Vogel, München 2006 
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Rauchen in der Schwangerschaft - Häufigkeit, Folgen und Prävention
Joachim W. Dudenhausen
Urban & Vogel, München 2009 

Dieses Buch beschreibt die Risiken des aktiven und passiven Rauchens in der Schwangerschaft. Sie reichen von Mangel- und Frühgeburtlichkeit über ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Kindstod und Krebserkrankungen bis hin zur Intelligenzminderung und Verhaltensauffälligkeiten. Daraus folgen nicht nur Belastungen und individuelles Leid für die Familien, sondern auch hohe sozioökonomische Folgekosten für die Gesellschaft. Ein Rauchstopp ist wünschenswert und möglich: Wege der Prävention und pharmakologische Hilfen müssen angeboten werden.

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